Le grand geste! Informel und Abstrakter Expressionismus 1946-1964
1959 erreichte die gestisch-abstrakte Malerei auf der documenta II in Kassel
einen Höhepunkt. Vierzehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde hier eine
zentrale Tendenz der Malerei gefeiert, die sich als ein die westliche Welt
umspannendes, internationales Phänomen präsentierte. Mit dieser documenta sowie
einer großen Tournee des amerikanischen Abstrakten Expressionismus durch mehrere
europäische Hauptstädte im Jahr zuvor, erhielt die sogenannte informelle Malerei
einen gleichsam offiziellen Status.
Die Bedeutung der ›Abstraktion als
Weltsprache‹ hatte sich durchgesetzt und etabliert. Dieser Band zeichnet 50
Jahre später den Weg dieser Entwicklung nach, der von Frankreich und Amerika
durch Deutschland, Italien, Holland, Spanien etc. führte. Die künstlerische
Avantgarde nach 1945 – zerrissen und desillusioniert, aber auch in höchstem Maße
moralisch und existentiell motiviert – suchte nach Ausdrucksformen, die nicht
durch die unmittelbare Vorgeschichte des Weltkriegs korrumpiert waren und
größtmögliche Freiheit beim Entstehungsprozess ermöglichten. Die jungen Künstler
experimentierten mit neuen Materialien und Prozessen, die das formale und
konzeptuelle Spektrum enorm erweiterten: So wurde Farbe gegossen und geträufelt,
wurden Malgründe zerkratzt oder der Malvorgang extrem beschleunigt. Die häufig
auf dem Boden liegende Leinwand – am bekanntesten bei Jackson Pollock –
entwickelte sich so gleichsam zur Bühne des Künstlers.
Die Publikation
konzentriert sich auf die Zeit zwischen 1946 und 1964 betrachtet die deutschen
Informellen in einem übergeordneten, internationalen Kontext. Peter Brüning,
Winfred Gaul, Karl Otto Götz u. v. m. gehören zu der zu Unrecht in Vergessenheit
geratenen ›Zwischengeneration‹, deren berühmte Schüler Georg Baselitz, Sigmar
Polke oder Gerhard Richter der deutschen Kunst in den 1980er Jahren zu
Weltgeltung verhalfen. ›Le grand geste!‹ hat nicht nur zum Ziel, den längst
überfälligen pointierten Blick auf eine wichtige Epoche der Nachkriegskunst zu
werfen, sondern will ferner Bühne sein für ein ›Fest der Malerei‹.
Zusammenschau gestischer Malerei in den USA, in Frankreich und Deutschland
Erstveröffentlichung zentraler Quellentexte Ausstellung LE GRAND GESTE!, museum
kunst palast, Düsseldorf, 10. April bis 1. August 2010 Texte Kay Heymer, Susanne
Rennert, Beat Wismer Zahlreiche, z. T. erstmals veröffentlichte Dokumente und
Fotografien sowie eine umfangreiche Zeitleiste mit den wichtigsten Ereignissen
Künstlerauswahl Karel Appel, Peter Brüning, Alberto Burri, Karl Fred Dahmen,
Jean Dubuffet, Max Ernst, Winfried Gaul, Karl Otto Götz, Philip Guston, Gerhard
Hoehme, Franz Kline, André Masson, Joan Miró, Robert Motherwell, Wolfgang
Paalen, Jackson Pollock, Mark Rothko, Jaroslav Serpan, Pierre Soulages, Mark
Tobey, Hann Trier, Raoul Ubac, Emilio Vedova, Zao Wou-Ki u. a.
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